(CIS-intern) – Vom 12. bis 23. Juli 2021 ist wieder die Kinderstadt Lüttsum zum Leben erweckt worden. Mädchen und Jungen im Alter von 6 bis 12 Jahren konnten sich hier auf ganz vielfältige Weise einbringen und austoben: Als Handwerkerinnen und Handwerker sowie Malerinnen und Maler beim Bau der kleinen Häuschen, bei Umbauarbeiten an einem echten (aber nicht mehr seetüchtigen) Boot, beim Herstellen von Verkleidungen, als Redakteure der täglich erschienenen Lüttsumer Zeitung „Flaschenpost“ oder im politischen Amt der Bürgermeisterin oder des Bürgermeisters der Stadt Lüttsum.
Und täglich gab es hier ganz Besonderes zu erleben. Die Kinder waren häufig im Nissenhaus, in dessen Innenhof sich die Kinderstadt Lüttsum befindet, sie besuchten das Schifffahrtsmuseum und erkundeten die Stadt Husum. Bei den Piratentagen ging es auf Schatzsuche durch das Nissenhaus, an deren Ende eine Schatzkiste mit Lüttsum-Dollars und (essbaren) Goldmünzen gefunden werden konnte. Zu einer dramatischen Wasserschlacht kam es als „der fürchterliche Tade“, ein mächtiger Pirat, die Stadt heimsuchte: Nach einem längeren Geplänkel hielt dieser den beständigen Wasserbomben-Attacken durch die tapferen Verteidiger Lüttsums nicht mehr stand. Komplett durchnässt musste der besiegte Pirat den Rückzug vor die Tore der Stadt antreten. Ein einschneidendes Ereignis für die Lüttsumer Schifffahrt war zudem das Auftauchen einer Teufelsschlinge, die den Weg versperrte, aber letztlich doch mit Bravour überwunden werden konnte.
Aber nicht nur Seefahrer und Piraten konnte man in der Kinderstadt sehen: Am letzten Tag verwandelten sich die Bürgerinnen und Bürger Lüttsums in Vampire und Phantasiegestalten, deren Kostüme zuvor in den Kreativräumen des Nissenhauses von den Kindern selbst gestaltet worden sind. Und immer mit dabei waren die Berichterstatter von der „Flaschenpost“. Sie machten Fotos und notierten alles, was in Lüttsum passierte, um zum Abschluss eines jeden Tages ganzseitig über die Ereignisse zu informieren. Kinder, die einfach mal etwas Ruhe brauchten, konnten sich in das Lesezelt setzen, in dem das Toben verboten war. Hier standen Kisten mit Kinderbüchern und Comics griffbereit.
Beim Bau und Bemalen der Häuser sowie bei den Arbeiten am Boot bekamen die Kinder Unterstützung von Bauingenieur Frerk Jensen. Dieser war mehr als 40 Jahre lang im Küstenschutz tätig (beim LKN und dessen Vorgängerbehörden) und arbeitet heute ehrenamtlich für das Nissenhaus und in der Kinder- und Jugendarbeit. Er erläutert, dass die Kinder in Lüttsum selbst entscheiden, was gebaut werden soll, woraufhin er dann Unterstützung bei den baulichen Abläufen leistet. Entsprechend der Entscheidung der Kinder sind in der letzten Woche eine Schule und ein Gefängnis gebaut worden. Der Schulbau sowie die Bedeutung von Schule als Ort des Treffens, des Lernens und der Gemeinschaft waren bestimmende Themen im Wahlkampf um das Bürgermeisteramt, das Monnja (8) erringen konnte. Neben ihrer Amtsführung beschäftigt sich Bürgermeisterin Monnja am liebsten mit Basteln und Nähen. Emma (7) gefällt an Lüttsum am besten, dass man hier Freunde findet. „Alles ist gut hier – und am allerbesten war der Pirat!“, fügt sie hinzu. Femmo (7) sagt: „Am besten finde ich das Boot, aber auch das Basteln, die Häuser und der Wasserspielplatz gefallen mir sehr gut.“ Noah (11) ist vor allem die Arbeit an den Häusern und am Boot wichtig. Er macht deutlich: „Bei diesem guten Wetter gehe ich nicht ins Museum. Ich tu lieber etwas an der frischen Luft.“ Maja (8) tippte gemeinsam mit Betreuerin Laura die Zeitungstexte in den Computer ein und kümmerte sich um die Gestaltung der „Flaschenpost“.
Sarah Weber, Leiterin der Stadtbibliothek Husum, und Heike Bayer (Diakonisches Werk Husum) berichten davon, dass die vielen Angebote von den Kindern sehr gut angenommen worden sind. „Viele sind es gar nicht mehr gewohnt mit anderen Kindern zusammen etwas zu machen, weil sie so lange keine Schule hatten“, sagt Weber. Deshalb sei das Bedürfnis mit anderen Kindern zu spielen und sich zu bewegen sehr groß. Sie genossen diesen „Kinderort“, der ihnen zur Verfügung stand und in dem sie Möglichkeiten der freien Gestaltung hatten. Viele wollten gar nicht mehr nach Hause.
Das Gesamtprojekt „Have a Part in Lüttsum – Hafenstadt Husum“ wird von einem Bündnis aus „Mehrgenerationenhaus des Diakonischen Werkes Husum“, Museumsverbund Nordfriesland, BISS. Kinder- und Jugendforum, der Stadtbibliothek Husum realisiert und ist durch Projektgelder der Aktion „It’s your Participation” des Deutschen Kinderhilfswerk im Rahmen des Bundesprogramms „Kultur macht stark” finanziert worden. Die Teilnahme war dank dieser Förderung kostenfrei.
Ergänzend zu den bisherigen Aktivitäten in der Kinderstadt Lüttsum werden ab dem Spätsommer Workshops angeboten, in denen sich die Lüttsumerinnen und Lüttsumer mit ihren Ideen bezüglich der Entwicklung Husums einbringen können.
Fotos: Gerrit Eggers / Pressestelle der Stadt Husum. (Zu allen Kindern, die auf den Fotos zu erkennen sind, liegt eine schriftliche Einverständniserklärung der Eltern bezüglich der Erstellung von Fotos vor.)