(CIS-intern) – Dornbusch-Party mit außergewöhnlichem Motto: 25 Jahre geschlossen – und unvergessen!
Es war ein Ort, der Generationen geprägt hat: die Diskothek Dornbusch im Norden Deutschlands. Am 11. Oktober 2025 wird diese außergewöhnliche Geschichte noch einmal gefeiert – mit einer großen Revival-Party im The Keyf in Husum, unter dem Motto „Closed 25 years ago“.
Schon Monate vor der Veranstaltung melden sich ehemalige Gäste aus ganz Deutschland an. Viele reisen extra an, buchen Hotelzimmer und freuen sich darauf, alte Freunde wiederzutreffen und die Atmosphäre des legendären Clubs noch einmal aufleben zu lassen.
Von der Dorfkneipe zur Sensation
Die Geschichte des Dornbusch beginnt Ende der 1970er Jahre, als Jan die alte Dorfgaststätte kaufte. Bis dahin war das Gebäude vor allem für Schützenfeste, Ringreiterbälle und Hochzeiten bekannt. Doch der neue Besitzer hatte größere Pläne.
Da das Gebäude umfangreich umgebaut werden musste, entstand eine ungewöhnliche Zwischenlösung: Dank seiner guten Kontakte zur Zirkuswelt ließ Jan ein großes Zirkuszelt aufstellen. Hier fanden über Monate hinweg nicht nur Vereinsfeiern, sondern auch Dorffeste statt – ein Highlight, das in der Region sofort Gesprächsstoff lieferte.
Nach rund drei Monaten war der Umbau abgeschlossen. Das Haus wurde neu gestaltet, bemalt und als Diskothek eröffnet. Am März 1980 war es soweit: Der Dornbusch öffnete seine Türen – und war von der ersten Nacht an überfüllt.
Mit dabei von Anfang an: Franz, der Parkwächter. Er war mehr als ein Mitarbeiter – er war eine Institution. Nacht für Nacht sorgte er auf dem Parkplatz für Ordnung, half beim Einweisen, schlichtete kleine Streitereien und passte auf, dass alles friedlich blieb. Für viele Gäste gehörte er genauso zum Dornbusch wie die Tanzfläche oder die Musik.
„Ohne Franz hätten wir manchmal draußen mehr Theater gehabt als drinnen. Er hat mit seiner ruhigen, norddeutschen Art für Ordnung gesorgt – und alle haben ihn respektiert.“ (Jan, damaliger Betreiber)
Balkan-Temperament in die Disko brauchte dann um 1988 die neue Partnerin von Jan, Beba. Die von den Gästen sofort liebevoll aufgenommen wurde. Sie machte Stimmung hinter den Tresen, tanzte auch liebend gern, aber konnte auch an der Eintrittskasse mal richtig laut werden, wenn ein Gast sich daneben benahm. Beba war ganz schnell die gute Seele des Dornbusches.
Behörden, Auflagen und der Weg zur Kultdiskothek
Die damaligen Behörden wussten mit dieser neuen Art von Unterhaltung wenig anzufangen. Diskotheken waren im Gaststättengesetz schlicht nicht vorgesehen. Der Dornbusch wurde daher offiziell als „Gaststätte mit Tanzerlaubnis“ eingestuft – mit unzähligen Auflagen, die den Betrieb kompliziert und teuer machten.
Doch genau diese bürokratischen Hürden machten den Club bundesweit bekannt. Lokale Medien wie die Husumer Nachrichten berichteten fast täglich, die Jugendzeitung A7 widmete ganze Serien dem Thema, und bald griff sogar das Fernsehen die Geschichte auf. Die Schlagzeilen reichten von „Disco mit beheizbaren Dachrinnen“ bis hin zu Reportagen über das bunte Publikum.
Ein Schmelztiegel der Kulturen
Was den Dornbusch besonders machte, war die einzigartige Mischung seines Publikums. Während die Behörden über Sperrstunden stritten, feierten im Club Nachtschwärmer aus allen Schichten.
Wenn andere Lokale längst geschlossen hatten, füllte sich ab vier Uhr morgens der Dornbusch erneut: Hochzeitsgesellschaften, Arbeiter aus den umliegenden Betrieben, Punker, Studenten oder Landjugend – sie alle trafen sich auf derselben Tanzfläche. Und das Erstaunliche: Trotz der enormen Unterschiede blieb es friedlich.
„Das war das Besondere: Punker tanzten neben Brautkleidern, Bauern neben Studenten – und alle hatten Spaß. So etwas habe ich seitdem nie wieder erlebt.“ (Beba)
Bühne für Kultur und Musikgeschichte
Doch der Club war weit mehr als eine Tanzdisko. Schon früh wurde die Bühne für Theateraufführungen genutzt, später auch für Filmabende mit damals bekannten Streifen.
Ein echtes Markenzeichen aber waren die Konzerte. Durch enge Kontakte in die internationale Musikszene traten hier immer wieder bekannte Bands und Musiker auf – oft als Generalprobe für ihre großen Tourneen in Hamburg, Kiel oder Berlin. Für die Gäste bedeutete das: Konzerte von Weltformat in fast privater Atmosphäre, mitten im nordfriesischen Nirgendwo.
So spielte Jimi Carl Black, Mitbegründer der legendären „Mothers of Invention“ mit Frank Zappa, im Dornbusch mit seiner neuen Band „The Grandmothers“. Auch der niederländische Gitarrist Jan Akkerman, mehrfach zum besten Gitarristen der Welt gewählt, stand auf der Bühne.
Legendär wurde ein Auftritt der noch jungen Band Die Goldenen Zitronen, bei dem Eimer voller Zitronenscheiben quer durch den Saal flogen. Die Tanzfläche verwandelte sich in eine glitschige Rutschbahn – ein Abend, über den noch heute erzählt wird.
Festivals, Tequila und Kultstatus
Nicht zu vergessen die großen Dornbusch-Festivals von ROCKI NF, der Rockinitiative Nordfriesland, die in den 1980er Jahren über Ostern mehrere Tage lang dauerten. Tausende Besucher strömten in die Disco, die sich damit endgültig ihren Ruf als eine der außergewöhnlichsten Locations Norddeutschlands sicherte.
Und auch im Alltag gab es Kuriositäten: Der „Tequila-Laden“ Dornbusch war berüchtigt für seine gewaltigen Mengen an Zitronenscheiben. So groß war der Andrang, dass Nachschub extra aus Hamburg herangeschafft werden musste.
„Wir haben an manchen Nächten Tequila fassweise ausgeschenkt – mit Zitronen, so weit das Auge reicht. Kein Wunder, dass wir irgendwann eine eigene Legende damit geschaffen haben.“ (Jan)
Das Ende – und ein Denkmal im „Garten der Sinne“
Doch nichts ist für die Ewigkeit. Anfang der 2000er Jahre, mit der Einführung des Euro und gestiegenen Anforderungen, wurde der Betrieb eingestellt. Kurz darauf begannen die Abrissarbeiten.
Heute erinnert nur noch wenig an den Club: eine Terrasse, ein Stück Mauer und ein Baum – eine mazedonische Esskastanie, die damals gepflanzt wurde und inzwischen gigantisch gewachsen ist. Dort, wo einst die Tanzfläche bebte, liegt heute ein Teich mit Brücke. Das Areal wurde in einen Aufenthaltspark für das Altenheim umgewandelt und trägt den Namen „Garten der Sinne“.
Revival-Partys halten die Erinnerung lebendig
Doch die Erinnerung an den Dornbusch lebt weiter. Seit der Schließung organisieren Jan und Beba zusammen mit den Kult-DJs Peter und Kuddel regelmäßig Revival-Partys in Husum. Zunächst im „Sturm & Drang“, inzwischen im The Keyf.
Diese Abende ziehen nicht nur ehemalige Stammgäste an, sondern auch eine neue Generation, die den Mythos Dornbusch nur aus Erzählungen kennt.
25 Jahre später: Die Jubiläumsparty
Nun jährt sich die Schließung zum 25. Mal – ein Anlass für eine ganz besondere Feier. Unter dem Motto „Closed 25 years ago“ lädt das Team am 11. Oktober 2025 ins The Keyf, Treibweg in Husum. Natürlich dabei Jan, Beba und Kuddel.
Ein Abend voller Musik, Erinnerungen und Geschichten – für alle, die den Dornbusch erlebt haben, und für alle, die verstehen wollen, warum eine Diskothek im Norden einst deutschlandweit Schlagzeilen machte.
„Der Dornbusch war nie einfach nur eine Disco. Er war ein Lebensgefühl – und dieses Lebensgefühl holen wir noch einmal zurück.“ (Beba, damalige Betreiberin)
Termin:
Dornbusch-Revival-Party – „closed 25 years ago“
11. Oktober 2025 ab 20 Uhr
The Keyf, Treibweg, Husum
Mit Jan, Beba und Kuddel. Knabberkram, dem Dornbusch-Film und Ausstellung der alten Grafittis.
Und für Sammler gibt es als Andenken alte Getränkechips.